Kurzbiographie
Geboren am 17. März 1811
Gestorben am 16. Dezember 1878
»Gutzkow gilt als Hauptrepräsentant des Jungen Deutschland, einer vormärzlichen Literaturströmung, die gegen politische Reaktion und herkömmliche Konventionen vom Standpunkt der bürgerlich-liberalen Intelligenz opponierte; Gutzkow war deren talentiertester und fortschrittlichster Vertreter.«
Am 17. März 1811 wurde Karl Ferdinand Gutzkow in Berlin in der Dienstwohnung seines Vaters geboren. Der Vater war gelernter Maurer und arbeitete als Betreuer der Pferde des Prinzen Friedrich Wilhelm Karl von Preußen, dem Bruder des regierenden Königs.
Gutzkow wuchs in ärmlichen, beengten Verhältnissen auf. Der Vater war Pietist und verstand es, anschaulich zu erzählen. Diese Gabe entwickelte sich auch bei Karl Gutzkow schon früh. Das geistige Klima des Elternhauses war bildungsfern, fast bildungsfeindlich. Zwischen seinem sechsten und zehnten Lebensjahr war Gutzkow befreundet mit Karl Minter, dem Sohn eines erfolgreichen Porträtmalers. Die Eindrücke, die er im Hause Minter gewann, waren prägend für ihn. Im Rückblick auf diese Zeit schreibt er am 12. Juni 1841 an seine Frau Amalie: »Wenn ich es ein Glück nennen muß, das zu sein, was ich geworden bin, so verdank´ ich dies Glück Minters, durch die mir ein anderes Lebenselement zuströmte, durch die ich jene, wie soll ich sagen, Vornehmheit erhielt, die mich von meiner Geburt emanzipierte. Ich verdanke ihnen viel, und was mein Geistiges anlangt, vielleicht alles.«
Der Familie Minter hatte er es auch zu verdanken, daß er 1821 das Friedrich-Werdersche Gymnasium besuchen durfte. Gutzkow war ein sehr guter Schüler und machte 1829 sein Abitur mit Auszeichnung. Danach besuchte er die Universität Berlin und studierte Philologie, Theologie und Rechtswissenschaften. Das Verhältnis zu seinem Vater hatte sich inzwischen immer weiter verschlechtert. Gutzkow zog von zu Hause aus und nahm sich eine eigene Wohnung. Er hatte ein Stipendium erhalten und verdiente sich durch Stundengeben Geld dazu. An der Universität hörte er unter anderem Vorlesungen von Hegel und Schleiermacher. 1830 erhielt er aus der Hand Hegels eine Auszeichnung für seine Arbeit »De diis fatalibus«. Mit der französischen Julirevolution erwachte sein Interesse an der Politik. Noch als Student wurde er 1831 Herausgeber der Zeitschrift »Forum der Journal-Literatur«. 1832 promovierte er an der Universität Jena. In diesem Jahr veröffentlichte er auch (anonym) das Buch »Briefe eines Narren an eine Närrin«, das schon wenige Monate später in Preußen verboten wurde. Das Buch macht Anleihen bei Gutzkows Vorbildern Jean Paul und Börne. 1833 erschien sein Roman »Maha Guru. Geschichte eines Gottes«. In diesem Buch verbindet er satirische Seitenhiebe auf das Papsttum mit dem Herausstreichen des Göttlichen in jedem Menschen. Das Buch wurde kein Erfolg und blieb fast ungelesen. Ebenfalls 1833 unternahm er eine Reise nach Österreich und Italien.
Von 1834 an war er journalistisch tätig, unter anderem für Menzels »Literatur-Blatt«. 1835 unterhielt er eine Briefwechsel mit Georg Büchner, dessen Talent er erkannte und den er förderte.
Im Sommer 1835 erschien sein Roman »Wally, die Zweiflerin«, der einiges Aufsehen erregte und kurze Zeit später wegen »Unmoral« in Preußen verboten wurde. »Wally« geht zurück auf Gutzkows Beschäftigung mit George Sands »Lelia«, einem Plädoyer für die freie Liebe. Gegen Ende des Jahres 1835 wurden dann sämtliche Schriften Gutzkows verboten. Dasselbe Schicksal teilte kurze Zeit später Heinrich Heine mit ihm.
Karl Gutzkow wurde 1836 vom Großherzoglich Badischen Obergerichtshof zu Mannheim zu einem Monat Gefängnis verurteilt wegen »der durch die Presse begangenen verächtlichen Darstellung des Glaubens der christlichen Religionsgesellschaften« . Im Sommer dieses Jahres heiratete er Amalie Klönne. Aus dieser Ehe gingen drei Söhne hervor.
1838 übersiedelte Gutzkow nach Hamburg und gab die Zeitschrift »Telegraph für Deutschland« heraus. Unter anderem arbeiteten an dieser Zeitschrift mit: Friedrich Hebbel, Georg Herwegh und Friedrich Engels.
Ein Jahr später wurde in Frankfurt sein Drama »Richard Savage« aufgeführt.
Nach einer Reise nach Paris, wo er George Sand kennenlernte, zog Gutzkow 1842 nach Frankfurt um.
Zur Jahresmitte 1843 wurde die Zensur seiner Bücher aufgehoben. Gutzkow konnte wieder unter seinem eigenen Namen publizieren. Neuerliche Probleme gab es 1845, diesmal mit der österreichischen Zensur: Nach einer Wienreise hatte Gutzkow das Buch »Wiener Eindrücke« veröffentlicht, das kurze Zeit später in Österreich verboten wurde.
1846 übersiedelte er nach Dresden, wo er durch die Vermittlung eines Freundes eine Stelle als Dramaturg am dortigen Theater antrat. Zwei Jahre später zog er wieder nach Berlin. 1848 – Beginn der Revolution. Gutzkow veröffentlichte die Flugschrift »Ansprache an das Volk«. Im April starb seine Frau. Gutzkow hatte ihr das Leben oft schwer gemacht und war nun erfüllt von Reue. Ein Jahr später ging er seine zweite Ehe mit Bertha Meidinger ein. Mit ihr hatte er drei Töchter. 1849 kandidierte er für die »Zweite Preußische Kammer«.
Im Juli 1850 wurden Auszüge seines Romans »Die Ritter vom Geiste«, eine Abkehr vom politischen Tagesgeschehen, in Fortsetzungen in der »Leipziger Deutschen Allgemeinen Zeitung« veröffentlicht. Zum Jahresende lag der komplette Roman dann in Buchform vor. Das Buch wurde ein großer Erfolg.
Von 1852 bis 1862 war Gutzkow Herausgeber der Zeitschrift »Unterhaltungen am häuslichen Herd«. 1861 beendete er die Arbeit an seinem Roman »Der Zauberer von Rom«, in dem er das Verhältnis des Katholizismus zum Staat thematisiert. Der Erfolg des Romans war eher mäßig. 1861 wurde Gutzkow auch Generalsekretär der Weimarer Schillerstiftung.
Karl Gutzkow unternahm 1865 in Friedberg (Hessen) einen Selbstmordversuch, indem er sich mit einem Dolch verletzte. Er wurde in die Heilanstalt St. Gilgenberg in der Nähe Bayreuths eingewiesen und zum Jahresende wieder als geheilt entlassen.
1868 erschien sein Roman »Hohenschwangau. Roman und Geschichte, 1536 bis 1567«, und ein Jahr später wurde sein Stück »Der westphälische Friede« aufgeführt. 1869 siedelte er erneut nach Berlin um. Zu dieser Zeit schreibt Gottfried Keller über ihn: »Der arme Kerl macht alle zwei Monate ein Buch, spricht dabei von alle alten Berliner und anderen Geschichten und ärgert sich über Altes und Neues und vergißt keinen, mit dem er sich irgendeinmal gezankt hat.«
1870 erscheint der dreibändige Roman »Die Söhne Pestalozzis«, in dem er sich mit dem Erziehungswesen auseinandersetzt. Erzählt wird die Geschichte Kaspar Hausers.
Von 1873 an plagten Gutzkow schwere psychische Probleme. Er litt unter Paranoia (Verfolgungswahn). Er reiste nach Oberitalien, wo er sich sicher fühlte, und siedelte dann nach Wieblingen bei Heidelberg über.
Zwei Jahre später erschien sein Roman »Die neuen Serapionsbrüder«. 1877 übersiedelte er nach Frankfurt.
Karl Gutzkow kam am 16. Dezember 1878 im Alter von 68 Jahren durch einen Zimmerbrand ums Leben. Um überhaupt schlafen zu können, hatte er Chloral zu sich genommen und daher in seiner Betäubung nicht gemerkt, daß eine brennende Lampe umkippte.