Katja Wolff Henoch

Katja Wolff (Hrsg.)
Das Buch Henoch
160 Seiten – Preis 14,50 €
ISBN 978-3-86672-045-9

Henoch, der Urgroßvater Noahs, war der erste Prophet der Menschheitsgeschichte. Er starb keines natürlichen Todes, sondern wurde von Gott lebendig in den Himmel entrückt.

Die Bibel erwähnt Henoch dreimal.

Im Judasbrief des Neuen Testaments (Judas 14) wird Henochs Prophetie als authentisch legitimiert. Dort heißt es: „Es hat aber von ihnen (= den Gottlosen und Sündern der Endzeit) geweissagt Henoch, der siebente von Adam an.“ Obwohl also das Henochbuch nicht zum offiziellen Kanon der Bibel zählt, wird es von Judas als bekannt vorausgesetzt und als verläßliche Informationsquelle zitiert.

Mose schreibt über Henoch (1 Mose 5, 21-24): „Henoch war fünfundsechzig Jahre alt und zeugte Methuschelach. Und Henoch wandelte mit Gott. Und nachdem er Methuschelach gezeugt hatte, lebte er dreihundert Jahre und zeugte Söhne und Töchter, daß sein ganzes Alter ward dreihundertfünfundsechzig Jahre. Und weil er mit Gott wandelte, nahm ihn Gott hinweg, und er ward nicht mehr gesehen.“ Auf diese Stelle nimmt der Verfasser des neutestamentlichen Hebräerbriefs bezug, indem er schreibt (Hebräer 11, 5): „ Durch den Glauben ward Henoch weggenommen, daß er den Tod nicht sähe, und ward nicht mehr gefunden, darum daß ihn Gott wegnahm; denn vor seiner Wegnahme hat er das Zeugnis gehabt, daß er Gott gefallen habe.“
Henoch lebte in einer schlimmen Zeit. Die Menschheit war von Grund auf verdorben, und die Sintflut stand unmittelbar bevor. Das zeigte Gott ihm in verschiedenen Visionen.

Ebenso sah Henoch in Traumgesichten das endzeitliche Gericht, er sah den Messias, Visionen astronomischen Inhalts wurden ihm zuteil, er reiste durch die Unterwelt, und er sah die Hölle. Doch in erster Linie hat die Leser der Henochoffenbarung wohl zu allen Zeiten sein Bericht über den Engelsfall fasziniert. Etwas einsilbig und mehr Fragen aufwerfend, als Antworten gebend, schreibt Mose in der Bibel: „Als aber die Menschen sich zu mehren begannen auf Erden und ihnen Töchter geboren wurden, da sahen die Gottessöhne (= Engel), wie schön die Töchter der Menschen waren, und nahmen sich zu Frauen, welche sie wollten.“ (1 Mose 6, 12) Und er fügt hinzu: „Zu der Zeit und auch später noch, als die Gottessöhne zu den Töchtern der Menschen eingingen und sie ihnen Kinder gebaren, wurden daraus die Riesen auf Erden. Das sind die Helden der Vorzeit, die hochberühmten.“ (1 Mose 6, 4) Das klingt zunächst einmal harmloser, als es tatsächlich war: Engel werden Menschen, heiraten, bekommen in jeder Hinsicht große Kinder; da fragt man sich ganz naiv, was daran schlimm gewesen sein soll. Und genau an diesem Punkt setzt Henoch an. Er berichtet, daß die Engel sich der Tatsache vollauf bewußt waren, gegen den Willen Gottes zu handeln. Und mehr noch – sie lehrten die Menschen Dinge, die fatale Folgen hatten. Den Frauen brachten sie bei, sich zu schminken und zu schmücken, so daß sie eitel und kokett wurden; die Männer lehrten sie zu kämpfen und Waffen herzustellen, und alle Menschen brachten sie dazu, Magie anzuwenden. Die Folgen blieben nicht aus – Mord, Totschlag und Ehebruch, Unfrieden, Verstrickung in Sünden jeder Art. Doch damit nicht genug – die Kinder aus den Verbindungen zwischen Engeln und Menschenfrauen richteten verheerenden Schaden auf der Erde an. Als die Nahrung für sie nicht mehr reichte, verfielen sie sogar darauf, Menschen zu fressen. Die gesamte Schöpfung wurde verdorben. Gott war zum Einschreiten gezwungen. Die Sintflut kam. Die Engel wurden bestraft, und die Seelen der ertrunkenen Riesen blieben als Dämonen in der Erdatmosphäre, unerlöst und Schaden stiftend bis heute.

In einer seiner Visionen erhielt Henoch Einblick in die Ereignisse der Endzeit, ein Szenario, das mit den entsprechenden Stellen bei Daniel und der Johannes-Offenbarung voll kompatibel ist. Tatsächlich kann man sich fragen, weshalb das Henochbuch nicht in den offiziellen Kanon der Bibel aufgenommen wurde. Warum auch immer – die Bibel rät uns: „Prüfet alles, und das Gute behaltet“. In diesem Sinn ist im Henochbuch sicherlich sehr viel Gutes zu finden, wert es zu behalten.