Buchumschlag von Luthers Gegen den Verarmungswahn

Martin Luther
»Gegen den Verarmungswahn –Predigt zum Sonntag Laetare«Mit Illustrationen von Julius Schnorr von Carolsfeld
52 Seiten – Preis 6,00 €
ISBN 978-3-86672-046-6

Danach fuhr Jesus weg über das Galiläische Meer, daran die Stadt Tiberias liegt. Und es zog ihm viel Volks nach, darum daß sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat. Jesus aber ging hinauf auf den Berg und setzte sich daselbst mit seinen Jüngern. Es war aber nahe Ostern, der Juden Fest.

Da hob Jesus seine Augen auf und sieht, daß viel Volks zu ihm kommt, und spricht zu Philippus: Wo kaufen wir Brot, daß diese essen?

Das sagte er aber, um ihn zu prüfen; denn er wußte wohl, was er tun wollte.

Philippus antwortete ihm: Für zweihundert Silbergroschen Brot ist nicht genug unter sie, daß ein jeglicher ein wenig nehme.
Spricht zu ihm einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus: Es ist ein Knabe hier, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; aber was ist das unter so viele?
Jesus aber sprach: Schaffet, daß sich das Volk lagere. Es war aber viel Gras an dem Ort. Da lagerten sich bei fünftausend Mann.

Jesus aber nahm die Brote, dankte und gab sie denen, die sich gelagert hatten; desgleichen auch von den Fischen, wieviel sie wollten. Da sie aber satt waren, sprach er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrigen Brocken, daß nichts umkomme.
Da sammelten sie und füllten von den fünf Gerstenbroten zwölf Körbe mit Brokken, die übrig blieben denen, die gespeist worden. Da nun die Menschen das Zeichen sahen, das Jesus tat, sprachen sie: Das ist wahrlich der Prophet, der in die Welt kommen soll.

Da Jesus nun merkte, daß sie kommen würden und ihn greifen, damit sie ihn zum König machten, entwich er abermals auf den Berg, er selbst allein.
(Joh. 6, 1–15)

1.
Dieses ist eines von den Evangelien, worin unser lieber Herr Christus seine Christen lehrt, daß sie ihm vertrauen sollen, daß er sie nicht Hungers sterben, sondern daß er ihnen durch seinen Segen von allem genug verschaffen werde, was sie brauchen.
Es ist eine solche Predigt, welche die Geizigen, die nichts anderes können, als an ihren Nutzen denken, nicht wert sind, daß sie es hören; viel weniger, daß sie es glauben sollen. Denn sie hören wohl, wie der Herr hier durch seinen Segen ein großes Wunderwerk getan habe. Aber sie wollen es nicht dazu kommen lassen, daß er es mit ihnen auch tun möge. Darum geizen sie und stellen sich immer so, als könnte oder wollte Christus solch ein Wunder mit ihnen nicht tun, sondern sie müßten sich selbst versorgen und alles selbst  bedenken, sonst würden sie verloren sein.

Mit solchen Leuten hat Christus nichts zu schaffen.

2.
Die aber, die sich an sein Wort halten, trö­stet er hier, nicht mit Worten, sondern mit dem Werk, er wolle ihnen zu essen verschaffen, damit wir weder verzweifeln noch grübeln sollen, wie wir uns ernähren, sondern unser Herz und Vertrauen allein auf Christus stellen.

Solcher Glaube wird uns nicht fehlen. Denn da will Christus bei uns sein und das Vermögen zu uns bringen, auch wenn nicht mehr als fünf Brote da sind, daß er es doch so segnen will, daß fünftausend Mann, nicht gerechnet Frauen und Kinder, satt werden sollen, und dazu noch weit mehr übrig bleiben soll, als zu Anfang da gewesen ist.

Denn am Anfang war kaum ein halber Korb voll Brot da; und doch bleiben zwölf Körbe mit Brocken davon übrig.