Katja Wolffs Der erste Christ

Katja Wolff
»Der erste Christ«
112 Seiten, Preis 9,95 €
ISBN 978-3-930730-03-2

Kapitel 1: Mit einem Fuß im Himmelreich

Er ist über das Wasser gegangen. Ein paar Schritte. Jesus entgegen.

Plötzlich bekam er es mit der Angst zu tun. Da ging er unter.

Wahrscheinlich war ihm eingefallen, daß er etwas tat, was eigentlich gar nicht funktionieren kann. Und sofort funktionierte es nicht mehr.

Da schrie er zu Jesus um Hilfe. Sonst wäre er vielleicht ertrunken.

Da hat er sich mal wieder blamiert. Wie so oft. Aber die Blamage ändert nichts an der Tatsache: Er ist über das Wasser gegangen. Er hat es tatsächlich geschafft. Wenn auch nur kurz. Aber immerhin. Eine großartige Sache. Er allein von allen Jüngern schaffte es. Alle anderen blieben im mehr oder weniger sicheren Boot.

Mit einem Fuß im Himmelreich, mit dem anderen Fuß im Fettnäpfchen – ein Christ, wie er im Buche steht. Im Buch der Bücher sogar. Mal Vorbild, mal schlechtes Beispiel: Das ist Petrus.

Aber Jesus hat nie aufgehört, an ihn zu glauben. Gleich bei der ersten Begegnung gab er ihm einen neuen Namen: „Da ihn Jesus sah, sprach er: Du bist Simon, des Johannes Sohn; du sollst Kephas heißen, das wird verdolmetscht: Fels.“ (Joh. 1, 42) Der Name Kephas – übersetzt ins Griechische, wurde daraus Petrus – ist als eine Art Vertrauensvorschuß zu verstehen. Petrus bekam seinen Ehrentitel, lange bevor klar war, ob er ihn jemals verdienen würde. Der neue Name war zugleich ein Auftrag: Werde wie ein Fels!

Ein großer Auftrag. Schwer zu erfüllen. Petrus versagte immer wieder. Aber Jesus gab ihn nie auf. Eine tröstliche Tatsache. Denn Petrus ist einer, mit dem man sich identifizieren kann. Jemand mit Fehlern und Schwächen. Jemand, der immer wieder stolperte und fiel und dem Jesus jedesmal die Hand reichte, um ihn wieder aufzurichten.
Petrus war der erste Jünger, der begriff und offen aussprach, wer Jesus ist: „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!“ (Mt. 16, 16)

Wer Jesus erkennt, ist von Jesus erkannt. Und so bekam er die Antwort: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich bauen meine Gemeinde.“ (Mt. 16, 18)

Petrus als Fundament der Kirche? Eine Schlafmütze, die es nicht schafft, wach zu bleiben und dringend benötigte Gebetshilfe zu leisten? Ein unbeherrschter Haudrauf, der zum Schwert greift und einem Sklaven das Ohr abschlägt? Ein großmäuliger Feigling, der zuerst vollmundig verkündet, er werde seinem Herrn notfalls auch in den Tod folgen, und der kurze Zeit später, kaum wird die Situation etwas brenzlig, dreimal lügt und abstreitet, Jesus je gekannt zu haben? Das soll der feste Boden unter unseren Füßen sein? Dieser Petrus?

Ja. Genau dieser. Petrus als Fundament der Gemeinde hat sich nun schon fast zweitausend Jahre lang als solide und tragfähig erwiesen. Vieles entstand und verschwand. Viele kamen und gingen. Aber Petrus trägt noch immer.

Jesus hat eine erstklassige Wahl getroffen. Paulus ist die Theorie. Petrus ist die Praxis.

Christsein ist nicht Theorie. Kein Wettbewerb: Wer kennt die Bibel am besten? Wer kann die meisten Bibelverse auswendig aufsagen und brillant erklären?