Kiellands Novelle Schnee

Alexander L. Kielland
»Schnee«
Novelle
Übersetzt von Marie Leskien-Lie und Dr. Friedrich Leskien.
Herausgegeben, bearbeitet und mit einem Nachwort versehen von Rudolf Wolff
Werke in Einzelbänden, Band 3
200 Seiten – Preis 12,95 €
ISBN 978-3-930730-10-0

Gedanken zu den Grundlagen von Kiellands Schaffen

Noch einmal: Die ehrenwerte Gesellschaft

Im Verlauf meiner nun mehrjährigen Beschäftigung mit Alexander Kielland und seinem Werk ist mir immer wieder ein Satz in Erinnerung gekommen, der nicht von Kielland selbst, sondern von einem Autorenkollegen aus Deutschland niedergeschrieben worden. »Warum sollte das Buch eines Dichters nicht tendenziös und aktuell sein dürfen? Nur der Deutsche nährt gern ein vorurteilsvolles und moroses Mißtrauen gegen den Schriftsteller, der die Übel und Laster der Zeit brandmarkt; er mag sich nicht trennen von der liebgewordenen und bequemen Vorstellung eines schwärmenden, träumenden, lebensfremden Gesellen, der ihm die überlegene Rolle des Kunstgönners und –dulders gestattet, dessen Hervorbringung von Frauen nach Gebühr bewundert werden, aber aber ›ernsten Männern‹ im Grunde nichts zu sagen habe … der ernste Mann weiß nicht, oder will nicht wissen, daß es einen lebensfremden Dichter von Rang nie gegeben hat und nicht geben kann, daß die Phantasie und Seherkraft des wahren Dichters Welt und Menschheit sicherer umfaßt und klarer schaut, als die Augen von hundert praktisch Erfahrenen und hundert zweckhaft Foirschenden vermögen, denn Welt und Menschheit sind ihm Idee und eingeborenes Bild, und das Wunder der Imagination kann durch keine Realität übertroffen werden.

Autor dieser Zeilen ist kein Geringerer als Jakob Wassermann, geschrieben 1913 anläßlich eines Buches des skandinavischen Schriftstellers Aage Madelung.

Was hat das nun mit dem Norweger Alexander Lange Kielland zu tun.

Eine ganze Menge, wurde Kielland doch zeit seines Schriftstellerlebens von den verschiedensten Seiten ob seiner Parteilichkeit angefeindet, angegriffen und mitunter sogar verspottet. Aber auch das zeichnet einen guten Schriftsteller aus, sich dieser Kritik zu stellen und dennoch unbeirrt seinen Themen treu zu bleiben.

In Deutschland ist es zu diesen Anwürfen überhaupt nicht gekommen; Anerkennung war ihm gewiß, zwar nicht von den zahlreichen Lesern, die es gegen Ende des 19. Jahrhunderts auch in Deutschland gegeben hat