Börsenratgeber

Rudolf Wolff
»Geld stinkt nicht – Leitfaden für den Börsianer«
170 Seiten – Preis 13,95 €
ISBN 978-3-930730-02-5

Vorwort

Seit einiger Zeit wird in Deutschland – nicht zuletzt im Hinblick auf die individuelle Altersvorsorge – viel von Vermögensplanung gesprochen. Die Erfahrung lehrt: Wo viel geredet wird, unterbleibt zumeist das Handeln. Das gilt auch und gerade im Hinblick auf unser Thema.

Noch etwas anderes prägt die Themen unserer Zeit: In Deutschland reich zu werden und reich zu bleiben, das ist nicht ganz leicht. Als die Vermögensteuer abgeschafft werden sollte, zeigte die öffentliche Diskussion wieder einmal, daß es bei uns über die Parteigrenzen hinweg ein Heer demokratisch gewählter Volksvertreter gibt, die ihre Wähler lieber alimentieren als zur Vermögensbildung ermuntern wollen.

Wer sparte, statt das bereits versteuerte Einkommen in den Konsum zu stecken, wurde jahrzehntelang durch die erneute Versteuerung des bereits zuvor versteuerten Kapitals für seinen Konsumverzicht und eigentlich doch gefordertes eigenverantwortliches Handeln eher bestraft als gefördert. Abhilfe soll nun die in der vorangegangenen Legislaturperiode neu geschaffene Riester-Rente schaffen. Diese indes scheint doch nicht so akzeptiert zu werden, wie es die Politiker wünschten, zumal die bürokratischen Hemmnisse den zweifellos positiven Ansatz zu vernichten drohen.

In anderen zivilisierten Staaten ist es jedenfalls längst üblich, einen Teil des (un)versteuerten Einkommens für die Vermögensplanung steuerneutral einzusetzen. In Deutschland hingegen bevorzugt man eine gesetzlich regulierte Versorgungsmen-talität; das eigenverantwortliche Handeln insbesondere bezogen auf die Altersvorsorge wird verbal zwar gefordert, aber wirk-lich ernsthaft nur rudimentär gefördert.

Das Thema Vermögensteuer scheint mittlerweile auf allerhöchster Ebene endgültig gelöst worden zu sein; nicht so die grundsätzlichen Überlegungen zur Planung der Ruhestandsbezüge und Mehrung eines Vermögens. Diese Themen sind zwar in aller Munde, doch zu wirkungsvollen Lösungsansätzen ist es bislang nicht gekommen. Eine der interessantesten und lukrativsten Möglichkeit der Geldanlage ist der Erwerb und die Verwaltung von Aktien. Ich gehöre zu denen, die diese Form der Anlage bevorzugen, exzessiv betreiben und nicht müde werden, auch andere Interessierte von den Vorzügen des Aktienbesitzes zu überzeugen.

Das heißt nun aber nicht, dass all jene, die eine Konsumzurückhaltung zugunsten der Vermögensbildung ausüben, automatisch zu den Reichen dieses Landes zählen werden. Gerade die vergangenen drei Jahre – genaugenommen mit Beginn des 2. Quartals 2000 bis zum heutigen Tag – waren im Hinblick auf Vermögensplanung und Vermögensbildung sehr schmerzlich. Verluste bis zu 90 Prozent und mehr müssen sehr viele Anleger verkraften; und es ist ungewiß, wann diese Minuserträge wieder aufgefangen werden können. Nur eines scheint mir sicher: In den meisten Fällen wird sich das Aktiendepot in einigen Jahren wieder ausgeglichen haben. Je sorgfältiger der Kauf seinerzeit geplant war, um so eher wird der Erfolg eingefahren werden können.

Insofern ist der Titel dieses kleinen Buches auch programmatisch zu verstehen.

Entstanden ist dieses Buch aufgrund meiner zahlreichen Vortrags- und Seminararbeiten. Den Zuhörern und Seminarteilnehmern danke ich auf diesem Wege für die zahlreichen Fragen zum Thema Aktienanlage. Auch die kritischen Anregungen, die ich seinerzeit für mein Buch »Börsenerfolge leicht gemacht« (dtv, München 1998), erhalten hatte, habe ich für diese Neuausgabe geprüft und teilweise zumindest aufgegriffen. Dank schulde ich auch meiner Frau, die in mehreren Abendstunden das Manuskript gelesen und in weiten Teilen verbessert hat, und meinem  Sohn, der zu seinem – und meinem – Leidwesen auf viele gemeinsame Stunden zugunsten der Fertigstellung dieses Manuskripts verzichtete.

Mir bleibt jetzt nur zu hoffen, daß Sie als Leser ein wenig Freude an diesem Buch haben werden. Konzipiert für den Einsteiger, liefert es grundlegende Einblicke mit dem Ziel, die Aktienkultur in Deutschland zu fördern. Sie werden auf den näch-sten Seiten unschwer erkennen, daß es keine andere Anlagemöglichkeit gibt, mit der so viel Rendite erzielt werden kann, und – das kann ich Ihnen als langjähriger Aktienbesitzer versprechen – der Spaß kommt ebenfalls nicht zu kurz.

Grundlegende Kenntnisse zu vermitteln heißt in erster Linie, die Angst vor dem Aktienengagement abzubauen. Wer das Wesen der Aktie erkannt hat, hat den ersten Schritt für die renditestarke Anlage unternommen. Sie werden erfahren, was die Aktie und wie Ihre Stellung als Aktionär ist. Ich werde Begriffe wie Dividendenrendite, Kurs-Gewinn-Verhältnis, Momentum und viele andere so erklären, daß Sie sich künftig in die Lage versetzt sehen, den Beiträgen und Artikeln in Funk, Fernsehen und Printmedien zu folgen und Nutzen für die eigene Anlage-strategie daraus zu ziehen.

Sie werden den Unterschied zwischen Fundamental- und Chartanalyse in den Grundzügen erfahren und sich dabei vielleicht meiner These anschließen, daß weder das eine noch das andere für sich genommen erfolgversprechend ist, sondern nur die Verbindung beider Analysetechniken den erwünschten Erfolg bringen wird. Nicht gerade einen garantierten Erfolg, denn eine Garantie an der Börse kann ich nicht geben, gibt es schlechthin niemals. Mißtrauen Sie deshalb all jenen Zeitgenossen, die Ihnen etwas anderes weismachen wollen und Kapitalrenditen von 10, 20 und mehr Prozentpunkten im Quartal oder im Verlauf eines Jahres unter Garantiezusagen versprechen. Schriftlich werden Sie solche Aussagen ohnehin nicht erhalten. Meine Erfahrungen in den vergangenen Jahren sprechen eine andere Sprache. So gut diese Versprechungen auch gemeint sein mögen, in der Realität können sie nicht eingelöst werden.

Bei mir melden sich noch immer in regelmäßig kurzen Abständen Telefonverkäufer von Vermögensverwaltungsgesellschaften und ausländischen Brokerhäusern, die mir bei einem Einsatz von nur 5.000 US-Dollar wahre Vermögensschätze versprechen. Glauben Sie mir: Die Verdoppelung meines Einsatzes in weniger als drei Monaten werde ich mit diesen Kapitalvernichtern sicherlich niemals erreichen. Dabei möchte ich nicht verschweigen, daß mir ein 100-Prozent-Gewinn an der Börse sehr wohl schon mehrfach gelungen ist, einmal sogar in nur zwei Wochen. Aber das sind Ausnahmen. Ich habe auch schon, mit Termingeschäften und nicht nur einmal mit Aktien, hohe Verluste erleiden müssen. Das gehört zum Leben eines Anlegers dazu, insbesondere dann, wenn er über den Erwerb von Aktien hinaus auch Optionen und Covered Warrants (= Optionsscheine, die von einer Emissionsbank angeboten werden, deshalb: Gedeckte Optionsscheine) erwirbt.

Doch letzteres sind Spekulationsgeschäfte, die von Privatanlegern, die ein Vermögen aufbauen und später verwalten wollen, tunlichst vermieden werden sollten. Der zielgerichtete und sorgsam überdachte Kauf von Aktien birgt deutlich geringere Risiken. Es kommt praktisch niemals vor, daß ein großes Unternehmen quasi über Nacht und ohne im Vorwege Warnzeichen zu geben den Insolvenzrichter aufsuchen muß. Das gilt in Deutschland, im restlichen Europa und in nahezu allen Staaten, die über ein intaktes Wirtschaftsleben verfügen. Und glauben Sie mir: Bevor Weltkonzerne wie IBM, General Electric, Siemens, BASF und wie sie sonst noch heißen mögen, in Konkurs und Gesamtvollstreckung gelangen, sind die Staaten längst in den Bankrott getrieben worden. Nur dann geht es auch Ihnen als Aktienanleger an den vielzitierten Kragen.

Dies bedenkend, wünsche ich mir in der Zukunft viele neue Aktionäre, und Sie können es mir glauben: Die Freude an diesem Status wächst von Jahr zu Jahr. Dennoch wird es immer wieder auch Phasen des Zweifels geben. Dann nehmen Sie mein Angebot an: Sollten Sie nach der Lektüre dieses Buches weitere Fragen haben oder unsicher werden, ob diese oder jene Entscheidung richtig war bzw.  noch immer richtig ist, wenden Sie sich bitte an meinen Leser-Service, den ich für alte und junge Aktienfreunde und Leser meiner Bücher eingerichtet habe. Sie erreichen mich donnerstags zwischen 15 Uhr und 20 Uhr per Telefon (0451/2806416) oder jederzeit per E-Mail über service@literaturwolff.de. Bitte üben Sie Nachsicht, wenn Ihre E-Mail-Anfrage nicht umgehend beantwortet werden kann oder wenn Sie am Telefon nicht sofort eine Verbindung zu mir bekommen können. Die Leitung wird zuweilen stark frequentiert; ich kann jedoch trotz mehrerer Leitungen immer nur mit einem Leser zur Zeit sprechen.