Möttlingen ist überall
Johann Christoph Blumhardt
»Sieg über die Hölle –
Die Krankheits- und Heilungsgeschichte der Gottliebin Dittus in Möttlingen«
Mit einem Vorwort von Katja Wolff
104 Seiten – Preis 9,50 €
ISBN 978-3-930730-33-9
Vor rund 150 Jahren geschahen in dem kleinen 500-Seelen-Ort Möttlingen grauenvolle Dinge. Johann Christoph Blumhardt, ein junger Pastor, hatte kaum seinen Dienst angetreten, da wurde er in seiner Gemeinde plötzlich mit einem Fall dämonischer Besessenheit konfrontiert. Alle rieten ihm, die Finger davon zu lassen. Er aber glaubte daran, daß die Bibel von vorn bis hinten die Wahrheit sagt und daß auf die Zusagen, die Gott gegeben hat, Verlaß ist. Also nahm er den Kampf gegen die Höllenmächte auf. Er vertraute auf die Tatsache, daß Jesus Christus am Kreuz von Golgatha über alle Mächte der Finsternis triumphiert hat. Mit diesem Vertrauen errang er nach langem, heftigem Kampf den Sieg.
Wenig später forderte seine vorgesetzte Kirchenbehörde einen Bericht über diese Vorfälle. Blumhardt entschied sich, nichts zu beschönigen, und schrieb seine Erlebnisse und Erfahrungen wahrheitsgetreu nieder – im Bewußtsein der Tatsache, daß seine Schilderungen einiges Befremden auslösen könnten – gelinde gesagt. Was dann wohl auch der Fall war.
Nach einiger Zeit kursierten verschiedene Abschriften seines Berichts. Manche waren ohne Wissen des Autors verändert worden. Blumhardt kam in Gewissenskonflikte. Einerseits war er zum damaligen Zeitpunkt keineswegs an einer weiten Verbreitung seines Berichts interessiert. Er wollte nicht, daß sich sensationslüsterne Leser aus reiner Neugier auf den Bericht stürzen, um sich ein wohliges Gruseln zu verschaffen. Denn er hatte nicht in erster Linie den Horror schildern, sondern ein Zeugnis der Macht Jesu Christi geben wollen.
Auf der anderen Seite mußte er den Fälschern seines Berichts natürlich das Handwerk legen. Also entschloß er sich, 100 lithographierte Exemplare herauszugeben, um zu verhindern, daß durch immer weiter veränderte Abschriften aus seinem Bericht ein volkstümliches Schauermärchen wird.
Blumhardt hatte seinem Bericht zwar die dringende Bitte vorangestellt, eine weite Verbreitung des Textes zu unterbinden. Er wollte die ganze Angelegenheit mit Diskretion behandelt wissen, weil in der Zeit unmittelbar nach den beschriebenen Vorfällen noch die Zweifel bei ihm überwogen, ob es wirklich gut und sinnvoll ist, daß eine breite Öffentlichkeit davon erfährt. Doch je älter er wurde, desto stärker wuchs seine Überzeugung, daß sein Bericht von großer Bedeutung für die gesamte Kirche ist.
Dies gilt heute in noch stärkerem Maße als zu Blumhardts Lebzeiten. Denn seither hat sich die Durchseuchung der Bevölkerung mit esoterischen und magischen Praktiken noch um ein vielfaches verstärkt. Wir sind von einer Lawine der unterschiedlichsten okkulten Lehren und Praktiken überrollt worden. Und nach wie vor gilt, was Blumhardt sehr deutlich in seinem Text herausgearbeitet hat: Nämlich daß diese Dinge nicht ohne katastrophale Konsequenzen bleiben. Blumhardts Bericht ist ein erschütterndes Dokument der möglichen Folgen der Beschäftigung mit Esoterik und hat einen nicht zu unterschätzenden Wert im Bereich der warnenden Aufklärung. Dies um so mehr, da sich heute die Auffassung durchgesetzt hat, diese Dinge seien ein harmloser Zeitvertreib oder in jeder Hinsicht gesund und heilsam für Körper und Seele. Das sind sie aber nicht. Die Spätfolgen beweisen es.
Was wir heute etwas hochtrabend als „Esoterik“ bezeichnen, hieß früher in klarem, einfachen Deutsch: Aberglaube. Aberglaube ist ein Sammelbegriff für alles, was dazu führt, daß man sein Vertrauen nicht in den lebendigen Gott der Bibel und seinen Sohn Jesus Christus setzt, sondern in Kräfte, „Energien“, Wesen, Lehren, Praktiken oder Gegenstände, denen zugetraut wird, daß sie auf unerklärliche Weise Hilfe aus den Bereichen des Übersinnlichen bringen und deren Bewohner dazu bewegen, dem Menschen nützliche Dienste zu leisten. (Nach dem Preis, den sie dafür fordern, wird zumeist gar nicht erst gefragt.)
Sei es, um Probleme zu lösen, sei es, um Wünsche zu erfüllen – wer sich in einer Extremsituation befindet und so weit ist, daß der Zweck für ihn die Mittel heiligt, so daß er sich keine Gedanken darüber macht, ob er die Geister, die er ruft, auch wieder los wird, so jemand ist dann schnell bereit, sich aus der breiten Angebotspalette des Aberglaubens zu bedienen. Da wird allerhand angeboten: Heilung, Informationen durch den Einsatz von Pendel und Karten oder Astrologie, Liebeszauber, aufregende Erfahrungen aller Art als Heilmittel gegen die Langweile und Trostlosigkeit eines materialistisch geprägten Daseins, schlüssige Erklärungen für ungeklärte Sinnfragen, Techniken zu Maximierung von Erfolg und Wohlstand, kurzum alles, was eine schnelle Antwort verspricht auf die wichtigste Frage des durchschnittlichen Egoisten: Was kann ich tun, damit es mir besser geht?
In der Esoterik führt eine Sache unweigerlich zur nächsten. Die „Einstiegsdroge“ kann schon so etwas „Harmloses“ wie ein Zeitungshoroskop sein. Hat es sich zufälligerweise als zutreffend erwiesen, steigt auch die Bereitschaft, einen Wahrsager aufzusuchen oder auf eigene Faust eine der vielen verschiedenen Wahrsagetechniken zu erlernen. Oder man leidet unter körperlichen Beschwerden, die kein Arzt kurieren kann. Also wird sich nach Alternativen umgeschaut. Da gibt es allerhand: Fernöstliche Angebote, Edelsteine, Homöopathie, Reiki, Yoga, alternative und/oder spirituelle Therapien aller Art, die viel versprechen und oft auch einiges halten. All diese Dinge sind ja durchaus nicht wirkungslos. Es wäre sträflicher Leichtsinn, in allen Fällen nur von Bauernfängerei und Scharlatanerie zu sprechen. Wer das tut, der zeigt nur, wie wenig er davon versteht. Und die Erfolge lassen sich durchaus auch nicht in allen Fällen auf bloße Autosuggestion oder banale Placebo-Effekte zurückführen. Da passiert wirklich etwas, was man in vielen Fällen durchaus als „Wunder“ bezeichnen kann, solange man die wirklichen Ursachen und Zusammenhänge nicht kennt. Gott kann heilen. Die Gegenseite kann es aber auch. Sie fordert allerdings einen hohen Preis dafür. Wem dann die Rechnung präsentiert wird, für den kann es ein böses Erwachen geben.
Gottliebin Dittus war ein fromme, arme Christin. In ihrer frühen Kindheit hatte man okkulte Heilmethoden an ihr vorgenommen. Als sie mit ihren ebenfalls unverheirateten Geschwistern in ein altes Haus umzog, in dem die verstorbenen Vorbewohner verschiedene Arten der Magie getrieben hatten, fingen ihre Belastungen an. Diese steigerten sich so weit, daß vermutlich jeder voller Ekel den Fernseher ausschalten würde, falls jemand auf die Idee käme, diese Vorgänge zu verfilmen. Der Verlauf der sich an Widerwärtigkeit und Bedrohlichkeit steigernden Ereignisse machen sehr deutlich, wie Blumhardt tatsächlich mit seinen Aufgaben wuchs. Er entdeckte die Macht des Gebets, des Gebietens im Namen Jesu Christi und schließlich die unterstützende Kraft des Fastens im Kampf gegen die Mächte der Finsternis.
Den gefährlichsten Punkt erreichte er wahrscheinlich in dem Moment, als er in Versuchung geriet, Magie mit Magie zu bekämpfen. Kaum auszudenken, was passiert wäre, wenn er aufgehört hätte, sich ausschließlich auf Jesus als den Sieger über das Böse zu verlassen.
Nach und nach setzte sich für ihn aus den Informationsbruchstücken, die er dann und wann im Verlauf seiner Gebetskämpfe errang, ein schlüssiges Bild über das Wesen und die Wirkungsweise der Magie zusammen. Erschreckend daran ist für die meisten Leser vielleicht die Tatsache, daß Menschen, die sich auf abergläubische Praktiken eingelassen haben, die vielleicht zunächst harmlos erscheinen, ohne ihr Wissen in Vorgänge involviert werden können, denen sie bei vollem Bewußtsein nie zustimmen würden. Daß die Folgen dieser Verstrickungen in den Okkultismus erst nach dem Tod eines Menschen das volle Ausmaß ihrer schrecklichen Konsequenzen zeigen, macht Blumhardts Bericht sehr deutlich. Jeder, der esoterische Praktiken welcher Art auch immer in einem harmlosen Licht darstellt, sollte zumindest diese Teile von Blumhardts Aufzeichnungen gelesen haben. Wem sie nicht zu denken geben, dem ist vermutlich nicht mehr zu helfen.
Neben der dämonischen Belastung kamen im Fall von Gottliebin Dittus bald noch zusätzlich magische Angriffe auf sie zu. Was sie zu erleiden hatte, stellt alles in den Schatten, was sich die lebhafteste Phantasie ausmalen könnte. Käme heute eine Frau wie Gottliebin Dittus mit ihren Nöten zu ihrem (evangelisch-landeskirchlichen) Pastor, dann müßte sie fürchten, daß er ihr die freiwillige Einweisung in die geschlossene Abteilung der Psychiatrie nahelegt. Dort würde man sie mit Psychopharmaka so gnadenlos in Grund und Boden therapieren, bis sie nur noch ein apathischer Zombie wäre.
Für Opfer dämonischer Belastung und magischer Angriffe gibt es heutzutage kaum kompetente Hilfe. Es gibt sie kaum. Aber es gibt sie. Fast „hautnah“ konnte ich so einen Fall miterleben. Eine betroffene Bekannte hatte das Glück, an einen seelsorgeerfahrenen Geistlichen zu geraten, dem ein ausdauernder Beter, der selbst von den Folgen okkulter Verstrickung befreit worden war, zur Seite stand. Da passierten Dinge, die den Ereignissen, die Blumhardt schildert, auffällig glichen. Ich konnte es damals kaum glauben. Es überstieg einfach meine Vorstellungskraft. Es sprachen tatsächlich böse Geister mit fremden Stimmen aus ihr. Immer wieder wurden sie ausgetrieben. Immer wieder fanden sie einen Weg zurück in den Körper dieser Frau. Das zog sich über Monate hin.
Auch sie lebte in einem Haus, in dem die Vorbewohner offenbar Spiritismus, Zauberei oder welche finsteren Machenschaften dieser Art auch immer getrieben hatten.
Wie tausend andere auch, war auch diese Frau in die Esoterik hineingestolpert. Nach und nach ergaben sich aus ihrer Lebensgeschichte Anhaltspunkte dafür, wie Satan in ihrem Leben zunehmend mehr Bodenrechte gewonnen hatte.
Wahrscheinlich fing die ganze Geschichte schon bei ihren Großeltern an. Magische Verstrickungen der Vorfahren legen sich oft wie ein Fluch auf das Leben der Nachkommen. Heute ist sie gesund. Jesus hat sie gerettet. Kaum jemand wird ihm dankbarer sein als sie. Sie ist eine entschiedene Christin, die sich nicht darum schert, ob andere sie für eine missionarische Nervensäge halten oder nicht. Sie weiß, was sie weiß. Sie hat erlebt, was sie erlebt hat. Und sie ist ihrem Retter dankbar: Jesus Christus.
Niemand soll behaupten, Dinge wie die, die Blumhardt beschrieben hat, kämen heute nicht mehr vor. Sie kommen durchaus vor. Aber niemand hängt sie an die große Glocke. Wer will schon für verrückt gehalten werden?
Magie wird immer salonfähiger. Die Beschäftigung mit Esoterik und okkulten Praktiken der verschiedensten Art sowie außereuropäischen oder vorchristlichen Religionen richtet einen Schaden an, dessen Ausmaß der Einzelne in den meisten Fällen erst Jahre später zu spüren bekommt.
In früheren Jahrhunderten waren Hexen in den Märchen der Völker die Verkörperung der ultimativen Bosheit. Heute werden sie den Kindern in Zeichentrickserien, Büchern und Filmen als Vorbilder hingestellt, die es immer wieder irgendwie schaffen, Probleme auf eine unkonventionelle Art zu lösen. Ein Wandel hat stattgefunden. Joanne Rowling verpaßt mit ihrem Harry Potter ihren Lesern international und generationsübergreifend eine subtile Hirnwäsche, an deren Ende die unbewußte Überzeugung steht, es gäbe gute Magie und es wäre sinnvoll, sie zu praktizieren. Tarotkarten, Pendel, Bücher über Astrologie oder ähnliche Produkte sind heute beinahe in jedem durchschnittlichen Haushalt zu finden. Wir stehen mit einem Bein im neuen Zeitalter der Magie.
Wer davor warnt, wird als ahnungslos und rückschrittlich verschrien. Wer es aber nicht tut, der macht sich mitschuldig an dem namenlosen Elend, das am Ende der abwärtsgerichteten Sackgasse namens Esoterik auf diejenigen wartet, die aus Neugier in Dinge hineingestolpert sind, die einen Menschen an Geist, Seele und Körper zugrunderichten.
Wir hoffen, daß dieses historische Dokument aus der Feder Johann Christoph Blumhardts möglichst vielen Menschen noch möglichst rechtzeitig die Augen öffnen wird.