Beschreibung
Der Wecker
Es war einmal ein Wecker. So ein richtig schöner grosser Wecker. Einer von den altmodischen, den man immer wieder aufziehen muss. Und wenn man sie vergißt, dann bleiben sie plötzlich stehen. Jahrelang hatte also unser Wecker treu seine Dienste getan. Zum Glück war er sehr stark gebaut. Am Morgen bekam er von seinem Besitzer regelmässig eins auf den Deckel. Naja, man gewöhnt sich daran! Nicht sehr erfreulich, aber als Wecker gehört das eben zum Leben. Öfters vergass man ihn aufzuziehen. Und dann musste er stundenlang warten, bis endlich jemand mit ihm Erbarmen hatte. Auch daran gewöhnte man sich. Treu erfüllte er seine Pflicht all die Jahre hindurch. Aber mit der Zeit wurde es ihm einfach zu viel. „Was spielt es für eine Rolle, was ich tue?! Treu tue ich meinen Dienst. Auf die Sekunde genau drehe ich meine Rädchen. Und exakt nach 3775 Umdrehungen wecke ich meinen Besitzer. Ich gebe mir alle erdenkliche Mühe, nicht so schrill und hart zu tönen. Ich schmuggle sogar immer etwas Staub unter die Glocken, damit sie sanfter klingen. Aber was ist der Lohn dafür? Jeden Morgen gibt es Schläge. Oder noch schlimmer: ich mache einen Sturzflug an die Wand! Häufig vergisst man mich aufzuziehen. Und wann immer ich läute, höre ich nur Gejammer und Gestöhn! Was ist das für ein trauriges Leben! Ich habe es satt!“
Der Autor:
Bruno Waldvogel-Frei
Bruno Waldvogel-Frei, Jahrgang 1961, erhielt 1984 das Primarlehrer-Diplom. In den folgenden Jahren macht er sich selbstständig und produziert Werbe- und Industriefilme.
1989 Diplomabschluss “Advanced Film- and Television-Production” in London.