Beschreibung
„Ich habe mir den Stoff nicht ausgedacht; er kam zu mir als Anekdote aus dem Leben, als Vorkommnis, von dem ich hörte und das mich packte durch die grausame Natur-Dämonie, die sich darin ausdrückt, und da es mich betroffen machte, mich sofort produktiv anzog.“ So Thomas Mann in einem Interview aus dem Jahr 1954.
Die Betrogene ist nicht nur die erste Erzählung, die Thomas Mann nach seiner Rückkehr aus den Vereinigten Staaten wieder in Europa schrieb, sie ist auch die letzte abgeschlossene Prosaarbeit überhaupt; er hatte hierfür seine Arbeit am Felix Krull wieder einmal unterbrochen. Zusammen mit Wälsungenblut gehört „diese kleine Mythe von der Mutter Natur“ – wie der Autor sie selbst einmal nannte – zu den beiden Skandalgeschichten in seinem Werk. So wie einst Wälsungenblut galt auch Die Betrogene als Tabuverletzung, als Skandalon, und wurde von der Kritik weitgehend ablehnend, teilweise sogar vernichtend beurteilt. Ein erstaunlicher Tatbestand, wenn man daran denkt, wie viele Tabuverletzungen es doch in dem späten Roman Der Erwählte gibt, der zwei Jahre zuvor erschienen war und auf den die Kritik überaus positiv reagiert hatte.
Der Autor:
Eva Maria Kraske
In Glinde bei Hamburg geboren. Schulzeit in Hamburg und an der Ostsee. Studium der Germanistik, Philosophie und Pädagogik an der Universität Hamburg. Bühnenerfahrung als Sängerin sowie Tätigkeit als Textdichterin im Bereich der U-Musik. Publikationen zur deutschsprachigen Literatur, insbesondere Untersuchungen zur Schriftstellerfamilie Mann.