Leben zwischen Heim und Kunst

Ida Boy-EdIda Cornelia Ernestina Ed wurde am 17. April 1852 in Bergedorf bei Hamburg als Tochter des Reichstagsabgeordneten Christoph Marquard Ed und dessen Frau Friederike Amalie Pauline, geb. Seltzam, geboren. Sie war die jüngste von sechs Kindern, von zwei Söhnen: Emil Ed und Cäsar Ed und vier Mädchen, die nach der Verheiratung hießen:

Auguste Schwarmstedt, geb. Ed

Emma Paapke, geb. Ed

Amalie Pauline Theodora Dieck, geb. Ed,
geb. am 19. 10. 1843 in Hamburg
gest. am 10. 01. 1879 in Bergedorf

Ida Cornelia Ernestina Boy-Ed, geb. Ed
geb. Am 17. 04. 1852 in Bergedorf
gest. am 13. 05. 1928 in Travemünde bei Lübeck.

1865 zog die Familie nach Lübeck, nachdem der Vater das Verlagshaus in der Petersgrube günstig erwerben konnte.

1870 heiratete sie den Kaufmann Karl Johann Boy und wohnte in der Marlistrasse, einem Haus direkt an der Wakenitz. Die Ehe verlief jedoch wenig harmonisch, so dass Ida Boy-Ed ihren Mann 1878, nach der Geburt des vierten gemeinsamen Kindes, verließ. Sie nahm den Sohn Karl mit nach Berlin und übergab die drei weiteren Kinder ihrer kurz vorher verwitweten Schwester Amalie Dieck, geb. Ed, die selber sechs Kinder hatte, in Bergedorf. In Berlin widmete sie sich ihrer schriftstellerischen Arbeit, die ihr während der Ehe untersagt war. Ihre Freiheit währte nicht lange, da sie bereits 1880 zur Rückkehr zu ihrem Ehemann genötigt wurde, der nicht in die Scheidung einwilligen wollte. Ihre Liebe zum Schreiben wurde ab diesem Zeitpunkt jedoch geduldet, was den Weg zu ihrer ersten Buchveröffentlichung, der Novellensammlung »Ein Tropfen« (1882), ebnete.

Ein Leben als Schriftstellerin

Ida Boy-Ed schrieb nun unaufhörlich einen Roman nach dem anderen, was ihr ein beträchtliches finanzielles, unabhängiges Auskommen ermöglichte.

Als ihr Vater 1885 starb, der Begründer und Herausgeber der »Eisenbahn-Zeitung« war, einer einflußreichen Zeitung, in der z.B. Heinrich Mann seine ersten Arbeiten veröffentlichte, begann sie als Mitherausgeberin auch für dieses Blatt zu schreiben.

Wegen der unterschiedlichen Anzahl der Enkelkinder hatte ihr Vater testamentarisch bestimmt, dass die eigenen Kinder nur das Pflichtteil bekamen und das übrige Vermögen zu gleichen Teilen auf die Enkelkinder übergeht.

Durch Heinrich Mann lernte sie 1893 dessen jüngeren Bruder Thomas kennen, als dieser gerade 18 Jahre alt war. Aus dieser Begegnung erwuchs eine lebenslange Freundschaft.

Als die Firma ihres Mannes 1900 in Konkurs ging, wurde das Haus an der Wakenitz verkauft und die Familie zog in den zweiten Stock des Verlagshauses der »Eisenbahn-Zeitung« Petersgrube/Ecke Untertrave. Von ihrem Arbeitszimmer hatte sie einen Blick auf die alten Salzspeicher und den Wall, wo sie auch ihre täglichen Spaziergänge machte. Im ersten Stock wohnte ihre ältere Schwester Emma Paapke, geb. Ed.

Ida Boy-Ed und Lübeck

Nach dem Verkauf des Verlages und des Hauses wurde eine Wohnung in der Parkstraße bezogen.

Vom Tode ihres Mannes 1904 erfuhr sie auf einer Schiffsreise im Ärmelkanal. Sie wurde ausgebootet. In Cherbourg und Paris wurde sie von einem Vertreter der Reederei betreut, bis ihr Sohn Karl sie nach Lübeck geleiten konnte. Damit war ein unglücklicher, sie sehr belastender Lebensabschnitt zu Ende.

Ida Boy-Ed war sehr mit der Stadt Lübeck verbunden. So sorgte sie dafür, dass sich die Stadt wieder mit Thomas Mann versöhnte, nachdem dieser sich mit seinem Roman »Buddenbrooks« in Lübeck äußerst unbeliebt gemacht hatte. Als Dank für ihre Verdienste erhielt sie vom Senat der Hansestadt Lübeck an ihrem 60. Geburtstag, dem 17. April 1912, ein dauerhaftes Wohnrecht in der Wohnung neben dem Burgtor, in der sie bis zu ihrem Lebensende wohnte.

Leider mußte sie auch erleben, dass ihr zweiter Sohn Walter als Hauptmann der Artillerie an seinen schweren Verwundungen während der Marneschlacht 1914 in Frankreich starb. Er ruht auf dem Soldatenfriedhof »Champs de Manoeuvre« bei Laon.

Beim Betreten eines Paternosters wurde sie von der Sonne geblendet und trat auf das Dach anstatt in die Kabine. Sie schrie auf, weil sie sich beim Sturz den Rücken gebrochen hatte. Sie suchte Heilung und Besserung in Travemünde. Eine hinzutretende Lungenentzündung ließ die Kräfte schwinden und sie schloss am 13. Mai 1928 ihre Augen für immer. Auf ihrem Sarg lag ihrem Wunsche entsprechend die deutsche Flagge und die Stadt Lübeck hißte die Flaggen anläßlich ihres Todes auf Halbmast.

Ihr literarisches Lebenswerk umfaßt über 70 Romane und Erzählbände. Obwohl Ida Boy-Ed zu ihrer Zeit eine berühmte Persönlichkeit war, ist sie heute weitestgehend in Vergessenheit geraten.

(Autor: Gerhard Friedrich Dose)

Frauen in der Literatur des 19. Jahrhunderts:

Die ambitionierten Versuche der Marie von Ebner-Eschenbach, durch ihre Theaterstücke in den Olymp der großen Damendichter wie Schiller oder Grillparzer aufzusteigen, scheiterten insgesamt eher kläglich. Als Prosa-Schriftstellerin war sie wesentlich erfolgreicher, obwohl auch diese Arbeiten durch zeitgenössische Schriftsteller eher skeptisch betrachtet worden sind (der lautstärkste Gegener war kein geringerer als Friedrich Hebbel!). Schreibende Frauen galten zum damaliger Zeit und in ihrem sozialen Umfeld als eher peinlich, und so fühlte sie sich zu ihrem wohl bekanntesten Aphorismus veranlasst: »Eine gescheite Frau hat Millionen geborener Feinde  alle dummen Männer«.

Auch Ida Boy-Ed hat unter der Ignoranz von Familie und Umwelt zu leiden gehabt. Doch wie Ebner-Eschenbach schrieb sie weiter und finanzierte damit den eigenen Lebensunterhalt und den ihrer Familie.