Wolfgang Dahms
»Rosenscherben«
Roman
208 Seiten – Preis 14,50 €
ISBN 978-3-86672-063-3
Wenn nach Saint-Réal ein Roman ein Spiegel ist, der am Weg entlang spazieren geführt wird, dann ist es der Autor, der mit ihm Blick, Verstand und Gefühl der Leserin, des Lesers lenkt. Folgen Sie ihm, lassen Sie sich auf das Vergnügen ein, an Menschen und ihren Schicksalen teilzuhaben, ihren Irrtümern und Wandlungen. Treten Sie ein in die enge Wohnung eines Mannes, der sein Leben wenden, nur noch Künstler sein will, nie mehr in einem Büro, in einer Fabrikhalle, in einem Auslieferungslager arbeiten. Riechen Sie Farben und Verdünnung, stolpern Sie über Pinsel und Tuben. Bangen Sie mit Florian, wenn die Kopien seiner Gemälde und Aquarelle, seine Installationsentwürfe die begeistern sollen, die ihm helfen könnten, seine Träume zu verwirklichen. Zittern Sie vor Freude und Erregung, vor Beklemmung, wenn er Alisa nach sieben Jahren der Trennung wiedersieht, seine Geschiedene, die ihm lange als das Hassenswerteste von der Welt erschien. Lernen Sie Herrn Gertner kennen, den Florians Talent, seine Gewissenhaftigkeit überzeugen. Folgen Sie Edgar, dem Lebenskünstler, der mit Hohn und Spott nicht spart, doch immer zur Stelle ist, soll er sich als Freund beweisen.
Muss der nicht von allen guten Geistern verlassen sein, der zum zweiten Mal einer Frau verfällt, einer Ausländerin, einer »Diebin im Gesetz«, die schon mit sechzehn die Geliebte Vadims wurde, eines Mannes, der kräftig an unsichtbaren Drähten zieht? Denn das verhieß ein besseres Leben in einem Land, wo Umwälzungen das Unterste zuoberst gekehrt hatten, die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter klafft. Für Edgar war Alisa nur das »Drecksstück«, der Inbegriff des Bösen.
Florian möchte, dass seine Werke Anerkennung finden, und dabei aufrichtig bleiben, sich selbst treu in einer Gesellschaft, die Kunst ausschließlich bewertet, wie gut sie sich verkaufen lässt. Seinem Freund verschweigt er, wie viel ihm Alisa bedeutet. Und Sie erleben, wie er lügt aus Furcht und Scham, vor ihr als Arbeitsloser, ein Versager dazustehen.
Wer sich schon einmal betrogen und verraten glaubte, begreift Florians Wut, wenn ihn die Frau als Lügner beschimpft, mit der er einmal die Freuden und Missgeschicke des Lebens teilen wollte, eine Familie gründen. Was in Puerto de la Cruz zum leidenschaftlichen, einen Eklat beschwörenden Streit ausartet, bringt Alisa und Florian einander näher. Zum Verräter seiner Hoffnungen werden die Bilder, die er malt. Und eine Männerfreundschaft scheint für immer zerbrochen.
Wie freut Florian sich, als Alisa ihn in ihre Heimat, in ihr kleines Haus einlädt! Zwar holt sie ihn vom Flugplatz ab. Doch Sie werden Zeuge, wie er nur Abweisung erlebt, Verhöhnung, Erniedrigungen. Sogar mit Vadim droht sie ihm. Der für alles eine Erklärung sucht, weiß nicht mehr ein noch aus: Handelt die Fremde an seiner Seite so, weil sie sich rächen will für ein Unrecht, das er ihr vor sieben Jahren angetan hat? Nur weg von dieser Frau! Am Ende ist es ein gewöhnlicher Anruf, das Abfragen der SprachBox, der zum Augenblick der Wahrheit wird.