Bergers Wagnervorträge

Andreas Berger
Ritter, Retter, Revolutionäre
Drei Einführungsvorträge zu Wagners Lohengrin, Tristan und Parsifal
120 Seiten – Preis 12,50 €
ISBN 978-3-86672-068-8

So verbindet Wagner in allen Werken mit Vorliebe erotisches Freischärlertum mit gesellschaftssprengender, politischer Revolution. Denn seine Musikdramen sind meistens Tragödien, in denen eine Liebe an gesellschaftlicher Realität zerbricht. Das impliziert den Aufruf, die Welt endlich so einzurichten, dass Liebe und Güte gedeihen können. Wagner wird da ganz praktisch. Als Hofkapellmeister fordert er für seine Musiker eine Sozialversorgung, eine künstlerische statt adliger Opernleitung, und dem König von Sachsen legt er nahe, doch fortan als Erster unter Gleichen seinem fürderhin demokratisch verfassten Volk dienen zu wollen.

Freundlicher kann man einem Vorgesetzten kaum kündigen. Wagner steht mit dem Anarchisten Michael Bakunin und dem Architekten Gottfried Semper 1849 auf den Barrikaden der bürgerlichen Revolution in Dresden. Steckbrieflich gesucht, flieht er in die Schweiz.

Fortan wird die Revolution durch die Kunst angestrebt. Am deutlichsten wohl im „Ring des Nibelungen“. In vier abendfüllenden Opern dichtet er den alten Heldenmythos so um, dass er von industrieller Revolution erzählt, vom Ring der Weltmacht, für dessen Besitzer die zu Zwergen degradierten Arbeiter schmieden und schaffen müssen, Huldigung der Geldgier, die am Anfang die Natur und am Ende auch die Menschen zerstört. Doch immer wieder funkt die rettende Liebe dazwischen. Aber in unverantwortlicher Anarchie.

Auf den musikalisch schönsten Wonnemondwogen feiern die Geschwister Siegmund und Sieglinde ihr inzestuöses Frühlingserwachen. Ihr Sohn Siegfried ertrotzt sich in weltvergessenem Trieb die Liebe zur wissenden Walküre Brünnhilde: „Leuchtende Liebe, lachender Tod“ jubeln sie, als gälte es keine Welt zu retten. Sogar die Götter danken ab, aber am Ende strahlt über den Trümmern das Motiv der Liebesallgewalt und soll die Hörerherzen rühren zu einem Neuanfang in gütiger Zuneigung statt zerstörerischer Geldgier.