Kurzbiographie

Marie von Ebner-EschenbachGeboren am 13. September 1830 bei Olmütz
Gestorben am 12. März 1916 in Wien

Marie von Ebner-Eschenbach hat mit ihren Werken den hohen Anspruch, das Denken ihrer Zeitgenossen zu verändern und wird eine der bedeutendsten deutschsprachigen Erzählerinnen des 19. Jahrhunderts. Ihr soziales Empfinden und ihr starkes politisches Bewußtsein prägen ihre Werke.

Am 13. September 1830 wird Marie von Ebner-Eschenbach auf Schloß Zdislawitz bei Olmütz in Mähren als Freiin von Dubsky geboren. Der Vater ist ein konservativer Aristokrat und hält gebildete Frauen für eine »Kalamität«.

Kurz nach ihrer Geburt stirbt die Mutter. Zu ihrer ersten Stiefmutter – Eugenie Bartenstein – hat sie eine sehr gute, innige Beziehung. Im Alter von 7 Jahren verliert Marie diese vertraute Bezugsperson. Zu ihrer zweiten Stiefmutter, der Gräfin Xaverine Kolowrat-Krakowsky, entwickelt sich erneut eine sehr enge Beziehung. Gräfin Xaverine fördert die schriftstellerischen Talente der Stieftochter nach Kräften. Sie besucht mit ihr das Burgtheater in Wien und regt sie zu anspruchsvoller Lektüre (z. B. Schiller) an. Ihre Gedichte aus dieser Zeit wurden von Grillparzer freundlich beurteilt.

1848, im Alter von 18 Jahren, heiratet sie ihren 15 Jahre älteren Cousin Moritz von Ebner-Eschenbach, Physiker und später Feldmarschall, und siedelt nach Klosterbruck in Südmähren um. Ihr Mann ist gebildet und unterstützt sie in ihren schriftstellerischen Ambitionen. Er rät ihr, auf Deutsch zu schreiben – bis dahin hatte sie auf Französisch geschrieben. Mit ihrem Mann verbinden sie zahlreiche Übereinstimmungen geistiger und politischer Art. Die Ehe ist glücklich, wenn auch kinderlos.

Von Kindesbeinen an hat Marie von Ebner-Eschenbach den Traum, »ein Shakespeare des 19. Jahrhunderts« zu werden. Ihre Vorbilder sind Schiller und Grillparzer. Sie hätte mit ihren Stücken gern das Wiener Burgtheater erobert. Aber sie erlebt in dieser Hinsicht nur Enttäuschungen. Heute ist sie als Dramatikerin vergessen und nur als Erzählerin präsent.

Im Jahre 1856 siedelt Marie von Ebner-Eschenbach nach Wien um. Knapp zwanzig Jahre lang beschäftigt sie sich mehr oder minder erfolglos mit dem Schreiben von Dramen. Die Mißerfolge sind entmutigend. 1858 erscheint ihr erstes Buch »Aus Franzensbad« anonym. Es handelt sich hierbei um eine gesellschaftskritische Briefsatire in Anlehnung an das Vorbild »Lettres d´un voyageur« der Autorin George Sand.

1860 veröffentlicht sie ihr Schauspiel in fünf Aufzügen »Maria Stuart in Schottland«. Es folgen weitere erfolglose Theaterstücke. Statt des erträumten Ruhmes bringen ihr die Stücke nur Häme und latente Feindseligkeit ihrer Standesgenossen ein, denn sie hält mit ihrer Kritik am Adel nicht zurück. Außerdem empfinden es ihre Zeitgenossen als peinlich und unpassend, daß eine Frau sich schriftstellerisch betätigt.

1876 bringt dann die Wende. Marie von Ebner-Eschenbach versucht sich als Erzählerin und hat mit ihrem ersten Roman »Božena«, der sogar in der »Deutschen Rundschau« abgedruckt wird, den ersehnten Erfolg.

1880 erscheinen ihre »Aphorismen«, die heute noch gern zitiert werden, und »Lotti, die Uhrmacherin«. Der endgültige literarische Durchbruch als Schriftstellerin gelingt ihr 1883 mit den »Dorf- und Schloßgeschichten«. Die Ambitionen, als Theaterdichterin in die Fußstapfen ihrer großen Vorbilder zu treten, gibt sie auf. Sie hat ihr Metier gefunden. Ihr Ruhm an Erzählerin wächst mit jedem Werk.

1885 erscheint »Zwei Comtessen«, 1886 »Neue Dorf- und Schloßgeschichten«. Es folgt 1887 der Roman »Das Gemeindekind«, der auch heute noch bekannt ist. Drei Jahre später, 1890, veröffentlicht sie die Erzählung »Unsühnbar«, weitere zwei Jahre später, 1892, das Buch »Drei Novellen«.

1898 erhält sie den österreichischen Orden »Ehrenkreuz für Kunst und Literatur«. 1899 stirbt ihr Gatte, und Marie von Ebner-Eschenbach unternimmt in den Folgejahren zahlreiche Reisen nach Italien. Im Jahr 1900 wird ihr als erster Frau die Ehrendoktorwürde der Universität Wien verliehen. 1906 erscheinen ihre Memoiren »Meine Kinderjahre«. Bis 1909 bleibt sie literarisch produktiv.

Gegen Ende Ihres Lebens ist sie so berühmt, daß zunächst ihr 70., dann auch der 80. Geburtstag in Österreich und Deutschland gefeiert werden. Sie erlebt gegen Ende ihres Lebens noch den Ersten Weltkrieg mit, der sie schmerzlich erfüllt.

Marie von Ebner-Eschenbach stirbt am 12. März 1916 in Alter von 85 Jahren in Wien.