Vom Bankier zum Schriftsteller

Gustav MeyrinkGeboren am 19. Januar 1868
Gestorben am 4. Dezember 1932

Gustav Meyrink wurde 1868 in Wien als Gustav Meyer geboren. Er war der uneheliche Sohn des württembergischen Staatsministers Friedrich Karl Freiherr Varnbühler von und zu Hemmingen und der bayrischen Hofschauspielerin Maria Meyer. Seine Schulzeit verbrachte er in München, Hamburg und Prag. In Prag absolvierte er ein Studium an der Handelsakademie.

Im Alter von 23 Jahren trat eine entscheidende Wende in seinem Leben ein. Meyrink stand unmittelbar vor einem Suizidversuch, als ihm “zufällig” eine Zeitschrift in die Hände fiel, in der es um paranormale Phänomene ging. Meyrink war sofort fasziniert davon und entschloß sich, weiter zu leben, um diese neue Welt, die sich ihm erschlossen hatte, zu erkunden. Er wurde in den Folgejahren Mitglied verschiedener spiritistischer Zirkel sowie Vereinigungen, Orden und Gesellschaften okkulter Prägung. 1891 wurde er Mitbegründer und Vorsitzender der Loge „Zum blauen Stern“, ein Orden, der auf den Lehren der Theosophischen Gesellschaft basierte, die auf Helena Petrovna Blavatsky zurückging.

Gustav Meyrink als Bankier

1892 heiratete Meyrink; die Ehe wurde 1905 geschieden.

Von 1889 an war Meyrink in Prag als Bankier tätig. Gemeinsam mit einem Neffen Christian Morgensterns hatte er eine Bank gegründet. 1902 wurden haltlose Betrugsvorwürfe gegen ihn erhoben, die ihn jedoch letztlich zur Geschäftsaufgabe zwangen, obwohl er unschuldig war. Er kam wegen angeblicher Geldunterschlagung drei Monate in Untersuchungshaft. Sein Ruf war ruiniert. Knapp zwei Jahre später verließ er Prag.

1902 war es auch, daß der Schriftsteller Oscar A. H. Schmitz Meyrink dazu ermunterte, die unterhaltsamen Geschichten, die er in geselliger Runde zu erzählen pflegte, schriftlich niederzulegen. Meyrik schickte seine ersten schriftstellerischen Arbeiten an den „Simplicissimus“, und die Redaktion bat in der Antwort, noch mehr solcher Geschichten einzusenden. Meyrink war zum Schriftsteller geworden.

Meyrink als Schriftsteller und Übersetzer

1903 erschien eine erste Sammlung seiner Geschichten („Der heiße Soldat und andere Geschichten“) beim Simplicissimus-Verleger Albert Langen. Ein Jahr später folgte der erfolgreiche Erzählungen-Band „Orchideen. Sonderbare Geschichten“.

Von 1904 an arbeitete Meyrink als Redakteur für die Satirezeitschriften “Der liebe Augustin” und “Simplicissimus”. 1905 übersiedelte er nach München und arbeitete als freier Schriftsteller. Er heiratete in zweiter Ehe Philomena Bernt in Dover. Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor. In den Jahren von 1911 bis zu seinem Tod 1932 lebte er in Starnberg.

Berühmt wurde Meyrink 1915 durch seinen Roman “Der Golem”. Meyrink arbeitete als Erzähler, Dramatiker und Übersetzer (er übersetzte u. a. Charles Dickens, Rudyard Kipling und Scott). Von 1910 an verfaßte er gemeinsam mit Roda Roda einige Lustspiele. Meyrink war protestantisch erzogen worden, wandte sich aber 1927 konsequent dem Mahayana-Buddhismus zu.

Gustav Meyrink trug bis 1917 den Namen “Meyer”. Vom bayrischen König wurde ihm dann das Recht eingeräumt, sich nach einem seiner Vorfahren offiziell Meyrink zu nennen. Als Verfasser phantastischer Romane ist er bis heute bekannt und geschätzt. In seine Prosawerk ließ er Gedanken der indischen Philosophie, der Kabbala, des Buddhismus und verschiedene esoterische Lehren einfließen. Sein Denken war antimilitaristisch und antichauvinistisch geprägt. Diese Haltung spiegelt sich in einem Großteil seiner zumeist avantgardistischen Texte wider.

Meyrinks Frühwerk ist geprägt von satirischen Seitenhieben auf das Spießertum. In späteren Jahren wandte er sich verstärkt dem Übersinnlichen zu, unter anderem in seinen Romanen “Das grüne Gesicht”, “Der weiße Dominikaner” und “Walpurgisnacht”.

Meyrink starb am 5. 12. 1932 in Starnberg. Auf seinem Grabstein steht die Inschrift: „VIVO“ („Ich lebe“).

Bereits im April 1917 startete die Zeitschrift „Deutsches Volkstum“ eine Kampagne gegen Meyrink, und nur folgerichtig wurden seine Schriften dann am Tag der Bücherverbrennung „den Flammen übergeben“.

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